Eine ordnungsgemäße Multiple? *
Meine durchgehende Erfahrung als Untersucher von vielen anderen Multiplen und Unterstützer für vielen andere Multiple ist, daß das typische Bild der heutigen MPS eines von Unauffälligkeit, Geheimhaltung, und äußerst großem post-traumatischem Streß ist, was die Multiplizität noch komplizierter macht und verdeckt.
INNENPERSONEN ÜBERNEHMEN DEN KÖRPER WENN SIE HERAUSKOMMEN:
Die meiste Zeit. wechseln Multiple nicht völlig oder offen. Vielmehr erleben sie eher innere Wechsel, bei denen andere Ichs ihre Gefühle und Handlungen beeinflussen, als daß diese "heraus"kommen, um den Körper in Besitz zu nehmen. Dies ruft dann Eindrücke hervor, daß man Worte aus seinem Mund kommen hört, die nicht zu einem gehören, die Welt so zu sehen, also ob man größer oder kleiner wäre, die Gefühle eines anderen zu haben, und Gedanken die sich mit seinen überschneiden, und so weiter. Es gibt wenig äußere Anzeichen für Multiplizität. Deine Stimme ändert sich nicht. Du verkündigst nicht plötzlich daß du Sue anstelle von Harriet bist. Oft ist dieses Handeln "hinter der Szene" eine Sache der Sicherheit. Viele fühlen, daß völlig anwesend zu sein in dieser Welt gefährlich ist. Sie machen sich Sorgen, daß ihre Mißbraucher irgendwie fähig sind, ihre Anwesenheit zu spüren und kommen werden um sie zu holen. Allgemeiner gesagt, andere fürchten sich davor, gesehen zu werden, weil dies in der Vergangenheit immer dazu führte mißbraucht zu werden. Als Ergebnis davon neigen die anderen Ichs dazu, aus einem sicheren Abstand heraus zu handeln, hinter der "Primärperson".
Eine Multiple verliert Zeit wenn ihre anderen Ichs anwesend sind:
Eine Anzahl von Multiplen verliert kein Gefühl für ein Ich, das alles beobachtet, selbst wenn die anderen Ichs komplett in Erscheinung treten. Sie sind auf einer bestimmten Ebene immer präsent, durch ihren "Host" (auch bekannt als die Primärperson, Körperperson oder die Person, die MPS hat). Diese Person kann sich zurücklehnen und beobachten was das neue Ich gerade tut. Einige Therapeuten nennen dies Co-Bewußtsein und benennen dies als "weniger multipel" als die Erfahrung derer, die Zeitlücken haben wenn ihre anderen Ichs übernehmen. Ich bin aus drei Gründen nicht damit einverstanden:
Das Auftreten von Amnesie, bei der eine Person Zeit verliert, ist nicht die einzige mögliche Art für Amnesie. Amnesie für die Identität, die so aussieht daß eine Person eine andere Identität annimmt, erfüllt auch die Kriterien für "vergessen von umfassenden persönlichen Details". Das ist das, was Leute erleben müssen, um MPS zu haben, ohne notwendigerweise Spuren von Zeit zu verlieren. Mit anderen Worten, die Person wird das andere Ich anstatt eines Austauschs von Ichs. Das ist manchmal auch als "besetzende" Multiplizität bekannt.
Nichts bei MPS ist unkompliziert. Es ist nicht nötig für die Ichs, daß sie nur in einer aufeinanderfolgenden Reihe herauskommen. Es kann zur selben Zeit durchaus mehr als ein Ich anwesend sein. Sogar wenn eine Primärperson der Multiplen anwesend ist, wenn ihre anderen Ichs übernehmen, hat sie typischerweise wenig oder keine Kontrolle über sie. Sie tun und sagen genau das was sie wollen. Die Primärperson kann nicht unbedingt etwas zuvorkommen, oder etwas stoppen, damit es nicht passiert. Sie ist nur ein Zuschauer. Manchmal kann es sein, daß sie den Körper hält und für die anderen Ichs spricht, damit sie nicht den Körper übernehmen müssen. Zu diesen Zeiten scheint es einfach als ob sie es ist, die spricht. Es mag sich sehr wenig an ihr ändern, außer vielleicht ihre Art zu sprechen und irgend etwas in ihrer Aura oder Anwesenheit. Für die anderen Person im dem Raum scheint nichts "multiples" stattzufinden, außer wenn sie mit Multiplizität bekannt sind, und die Überlagerung der Ichs spüren können. Aber die Primärperson spricht nicht in ihrem eigenen Interesse, noch hat sie irgendeinen Einfluß auf die Dinge die sie sagt. Sie ist lediglich ein Kanal, eine Vermittlerin zwischen innen und außen. Diese Erscheinung, daß durch sie (die Außenperson, Anm. d. Ü.) geredet wird, kann das am weiten verbreiteste unter denjenigen Multiplen sein, die sehr große Systeme haben, oder bei Systemen, bei denen es keine Person gibt "die MPS hat", aber bei denen das ganze System die Person ist - in anderen Worten eine Form bei der "innen wie außen" gleich ist.
Für viele Leute, die ein verhältnismäßig zusammenhängendes Gefühl für Zeit haben ist ein wichtiger Abwehrmechanismus, daß das System wohlüberlegt plant und steuert. Das ist nicht etwas das in Lehrbüchern oder Biographien über MPS erwähnt wird, aber es kam in meiner Beratungsarbeit mit Leuten auf, die die Diagnose MPS bestätigt bekommen haben. Eine Anzahl von ihnen hatte große "weiße Flecken" in ihrer Kindheit, aber nun verlieren so unauffällig genug Zeit, daß sie dazu neigen, zu behaupten daß sie nur eine schlechtes Gedächtnis haben. Der Gedanke, Stunden oder Wochen zu verlieren ist für sie entsetzlich. Ich stelle die Theorie auf, daß manche Multiple aufhören, bedeutsame Zeitlücken zu haben, wenn die wiederkehrenden Amnesien eine Gefahr für sie werden (vielleicht an dem Punkt in der Kindheit, wenn sie tatsächlich bemerken daß sie Zeit verloren haben, oder wenn sie bemerken daß andere Leute nicht die selben Erlebnisse haben). Es würde nicht sicher sein, als ein Kind in einer ständigen Mißbrauchssituation zu leben und ständig erschüttert und verwirrt davon zu sein, daß man Zeit verliert. Jemand könnte es bemerken und anfangen, Fragen zu stellen, die den Mißbrauch aufdecken würden, den das Kind so verzweifelt versucht hat zu verbergen- oder schlimmer, die Mißbraucher würden bemerken, daß dem Kind bewußt war daß etwas falsch mit ihm und seinem Leben war. Deswegen mag das innere System sich selbst so organisiert haben, daß das Kind nicht große Zeitlücken haben würde (außer natürlich für die Zeit in der der Mißbrauch stattfand). Wenn es Zeit verlor, wurde das Wissen darüber aus dem Gedächtnis ausradiert. Einen erwachsenen Beobachter (innen) zu haben, der auf einer bestimmten Ebene des Bewußtseins ständig präsent ist, der den Körper in einem erwachsenen Zustand hält kann bedeuten, daß die Multiple nicht die ausgesprochen betonten körperlichen Wechsel sehen läßt, die andere Multiple, die eindeutiger als welche zu erkennen sind, oft erleben, so wie Wechsel des Sehvermögens, körperlich regressives Verhalten der Kinder-Ichs und so weiter. Wenn sie wechseln, gibt es sehr wenig/keine körperlichen Anzeichen.
INNEN-ICHS SIND IMMER AUSGEPRÄGT:
Entgegen der allgemeinen Auffassung und den Wünschen der Therapeuten haben nicht alle Ichs Namen, und weiß eine Multiple oder ihr System wissen nicht immer und jederzeit, wer gerade am Sprechen ist. Für manche Multiple besteht Dissoziation aus vielen Schichten innerhalb des Systems. Bestimmte Ichs können extrem dissoziativ oder multipel sein. Andere existieren möglicherweise auf einer sich ständig verschiebenden Skala. Mit anderen Worten: an einem Tag sind sie fünf Jahre alt, am nächsten Tag sind sie acht. Einige Systeme haben eine zentrale Datenbank, auf die verschiedene Innenpersonen zu verschiedenen Zeiten zugreifen können, und die vorübergehend komplett geschlossen werden kann, und jeden aussperrt, wenn dies benötigt wird. In solch einem System kann eine Person sich an einem Tag an etwas erinnern aber am nächsten Tag aber nicht. Auch kann die Datenbank nicht nur Erinnerungen, sondern auch Informationen über verschiedene der Ichs beinhalten - beispielsweise kann eins der Ichs sich zu manchen Zeiten der eigenen Identität nicht bewußt sein, weil sie/er aus irgendeinem Grund von der Datenbank abgeschnitten worden ist. Was die Namensgebung betrifft, ist es bei Multiplen weit verbreitet, den anderen Ichs Namen zu geben, wenn die Ichs das erstemal nach vorne gekommen sind, um ihre Geschichte zu erzählen und identifiziert wurden. Davor hatten innere Ichs kein Bedürfnis nach einen persönlichen Namen gehabt, oder haben gefühlt daß einen Namen zu bekommen sie selber einem Risiko aussetzen würde.MULTIPLE HÖREN STIMMEN IN IHREM KOPF:
Eine ganze Reihe von Multiplen hört überhaupt keine Stimmen. Statt dessen erleben sie "laute Gedanken" oder Gedanken/Gefühle von denen sie wissen, daß es nicht ihre eigenen sind.FREMDE DINGE IM KLEIDERSCHRANK:Ein charakteristisches Merkmal der "MPS-Folklore" ist das mysteriöse Auftauchen von Gegenständen in den Kleiderschränken von Multiplen. Viele von uns spaßen über die Schuhe die nicht passen, über die 10 Päckchen Butter, die wir in unserem Kühlschrank haben. Aber viele von uns erleben dieses Phänomen nie und können den Ursprung von jedem Gegenstand im Haushalt identifizieren, auch dann wenn wir nicht unbedingt mit deren Anwesenheit einverstanden sind. Das ist keine Beweis dafür, nicht Multipel zu sein. Es kann tatsächlich ein Hinweis auf eine Reihe von Dingen sein- zu arm zu sein um wahllos Geld auszugeben, daß die Ichs eine gute Kontrolle über sich haben, organisiert zu sein, daß eins der Ichs alleinig für das Geld verantwortlich ist, oder ein beständiges Beobachter-Ich zu haben, welches sich zum Beispiel bewußt ist, was sich bereits im Kühlschrank befindet, oder dem die schmerzliche Realität bewußt ist, daß Füße mit dem Wechsel der Ichs nicht ihre Größe ändern. Dies kann helfen die Ausgaben zu steuern. MULTIPLE BEZEICHNEN SICH SELBER ALS "WIR": Der Gebrauch der Mehrzahl um von sich selbst zu sprechen, scheint etwas zu sein was geschieht, nachdem die Multiple ihre Diagnose akzeptiert hat, und entwickelt sich oft einfach der Bequemlichkeit wegen, oder auch als eine Art und Weise, um klarzumachen, daß sich die Primärperson nicht verantwortlich fühlt für das, das gesagt oder getan wurde, obwohl dies mit der Zeit zunehmend bequemer oder zur Gewohnheit werden kann. Manche Multiple haben das Gefühl, daß sie sich selber antrainieren sollten "wir" zu sagen, sogar wenn es seltsam ist, nachdem man sein ganzes Leben immer "Ich" sagte, und sogar wenn es sich wie eine gefährliche Enthüllung der inneren Realität anfühlt. MULTIPLE HABEN EINEN GENIALEN IQ:Bedauerlicherweise sind Multiple nicht unbedingt ein bißchen intelligenter als andere, nicht-traumatisierte nichtmultiple Menschen. Es ist wahr, daß sich Multiple mehr Fähigkeiten als andere angeeignet haben, da ihre verschiedenen Ichs verschiedenen Interessen nachgehen- und Multiple haben zusätzliche körperliche und geistige Energie, um sich damit für diese Beschäftigungen zu helfen. Es ist auch wahr, daß Multiple aufgeschlossener sind als andere Leute, weil ihr System so viele verschiedene Sichtweisen enthält. Jedoch sind paradoxerweise einzelne Ichs im System üblicherweise sehr „engstirnig“ und lehnen die Überzeugungen von anderen ab, sowohl von innerhalb als auch außerhalb des Systems. Es muß klargemacht werden, daß die diagnostischen Kriterien ziemlich spezifisch sind. Um multipel zu sein, muß eine Person aus oder mehr Innenpersonen bestehen, die ihre eigenen Gedanken über sich und die Welt haben. Das ist mehr als nur verschiedene Aspekte einer Persönlichkeit oder sogar unterschiedliche innere Teile zu haben. Innenpersonen sind „jemand anders“. Sie können das Verhalten und/oder den Körper einer Person übernehmen, während die Person in dieser Zeit Zeit und/oder ein völliges Gefühl für ihre persönliche Identität verliert. Jedoch glaube ich, daß eine der wichtigsten Dinge, an die man sich in Bezug auf MPS erinnern sollte ist, daß es auf der jeweiligen Persönlichkeit aufgebaut ist, und mehr eine Art und Weise des Daseins ist, als ein fester Zustand. Die Form der Multiplizität bei jeder Person spiegelt die Einzigartigkeit derjenigen Persönlichkeit wieder, und aus diesem Grund gibt es so viele großartige, komplexe und unterschiedliche Ausdrucksweisen für Multiplizität, so viele Multiple es gibt. Wenn man den drei diagnostischen Kriterien begegnet ist es das, was jemanden als Multiplen ausmacht - alles andere ist einfach nur die Ausdrucksweise davon.
(* der Einfachheit halber nur die weibliche Form verwendet - hat sonst keine weitere Bedeutung. Amn.d. Ü.)
Dieser Text wurde von Trotzdemia
aus einer englischsprachigen Newsgroup übersetzt. Vielen Dank dafür! Die Übersetzung wird zur Zeit überarbeitet und wird anschließend hier erneuert.