Information: Hier werden keine Zahlenangaben bezüglich Größe und Gewicht gemacht, damit hier nicht zu weiterem "Abnehmmarathons" angestiftet wird. Ich werde lediglich eine ungefähre Angabe zum BMI machen, aber auch hier werden keine Zahlen genannt.
Erfahrunsbericht eines Betroffenen:
"Meine Magersucht ist nicht einfach nicht essen zu wollen.
Da steckt mehr dahinter. Es funktioniert auch nicht,
wenn andere sagen "du brauchst doch nur zu essen".
Die haben keine Ahnung, es ärgert und verletzt mich,
weil die sich keine Mühe geben hinter die Maske zu sehen.
Essen und essen ist nicht das selbe.
„Normale Menschen“ denken nicht an
dass Warum, sie tun es einfach und auch noch regelmäßig.
Bei mir ist es nun schon seit 8 Jahren anders.
Ich denke ständig an das Essen.
Ständig kreisen die Gedanken in meinem
Kopf -was könnte ich jetzt schönes essen-.
Was könnte ich Braten oder Kochen und tu es dennoch nicht.
Immer und immer wieder kontrolliere und zähle ich meine Vorräte an
Lebensmitteln, dabei stellt sich die Frage "habe ich auch genug"? " Wird es reichen?"
Wenn ich dann doch feststelle ich muss einkaufen,gehe ich dann nicht für mich.
Es landet im Gefrierfach. Bei jedem Stück was ich esse kommt das schlechte Gewissen.
Ich mach etwas verbotenes, ich darf es nicht.
Es fühlt sich an wie ein Fremdkörper der da nicht sein darf.
Wenn ich Andere essen sehe frage ich mich, wie können die schon wieder
und so viel essen?
Wie viele Kalorien werden das wohl gewesen sein?
Ich selbst kann dann nichts essen, weil es ekelt.
Nachts kann ich oft nicht schlafen, weil der Hunger doch hin und wieder quält.
Es gibt dann einen Kampf zwischen essen wollen und nicht können.
Ich möchte nicht fett werden und arbeite ständig daran weiter abzunehmen.
Das Bild im Spiegel zeigt mir stöndig das ich viel zu dick bin.
Obwohl ich .. Kg bei einer Größe von ... cm wiege (Zahlenangabe wurde gelöscht, der BMI ist unterhalb der Normalgrenze)
kann ich mich nicht akzeptieren. Ich muss weiter abnehmen.
Da essen bei mir auch verbunden ist mit wachsen, groß werden, erwachsen werden.
da ich in einer Gestalt noch Kind bin, dass auf der Suche nach etwas ist was es nicht erhalten hat. Die Person ist immer noch auf der Suche nach dem was alle Kinder erfahren
müssen Liebe, Geborgenheit, Zärtlickeit.
Ein behütetes intaktes Elternhaus.“ (von Halbmond,als Mail erhalten am 25.11.2001)
Ich bin nun 19 Jahre alt. Seitdem ich 12 bin, bin ich magersüchtig. Es fing damit an, das meine ganzen Freundinnen so schlank waren und mich damit aufzogen, das ich soooooo fett bin/war. In Wirklichkeit war ich nicht fett, aber ich wog mehr als sie. Ich war etwas molliger. Heute weiß ich, das ich nicht fett war, aber damals sah das ganz anders aus. Sie hänselten mich und machten sich lustig. Auch mein Vater meckerte ständig rum, dsa ich so viel esse und oft vor dem Fernseher hockte. Eines Abends, wir hatte alle zusammen zu Abend gegessen, da brachte meine Mutter zum Dessert für alle Eiscreme. Ich freute mich riesig, weil ich soooo gern Eis esse/ gegessen habe. Mein Vater sag mich an, lachte los und meinte "du fette trulla willst auch noch Eis essen... soll ich gleich nen Möbelwagen bestellen um dich dann in dein Bett zu hiefen?" .... .......
Da verging mir das Essen. Ich bin in mein Zimmer und heulte mir die Augen aus dem Kopf. Meine Brüder lachten und ich konnte ihr gealber bis in mein Zimmer verfolgen. Am nächsten Morgen als ich zur Schule musste und am Frühstückstisch saß, sah ich das Essen an, aber ich hatte keinen Hunger. Ich hatte absolut kein Verlangen danach etwas zu essen. "Ich habe es nicht verdient". Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass das der Anfang von allem war und das dieser Satz mich wohl für immer begleiten wird.
Ich kam am Nachmittag von der Schule und meine Mutter hatte mein Lieblingsessen gekocht... Ich sah es an, aber ich konnte es nicht essen. Mein Magen knurrte nicht, ich hatte keinen Appetit. Diese Gefügl von Leere dauerte 4 Tage und dann wurde mir regelrecht schlecht vor Hunger. Ich aß einen Apfel und dann bekam ich ein schlechtes Gewissen, denn ICH hatte das nicht verdient. Aber sollte ich dagegen schon tun? Kotzen konnte ich damals nicht. Dazu war ich wohl zu blöd. Ich schwang mich auf mein Rad und fuhr einige Stunden durch die Gegend. Das machte ich dann immer wenn ich Hunger hatte und trotzdem ein Apfel oder anderes gegessen hatte. Jeden Tag bin ich auf die Waage gestiegen und siehe da... ich nahm ab!! Es war eine Freude, das kann ich kaum in Worte fassen!!
Meiner Mutter ist aufgefallen, das ich kaum oder nichts gegessen habe und ich musste mir etwas einfallen lassen, den auf keinen Fall wollte ich zunehmen oder mein Geheimnis preis geben. Ja es war mein Geheimnis. Also ließ ich das essen was sie mir mitgab verschwinden... wenn wir gemeinsam zu Abend aßen, dann ließ ich das auch alles verschwinden... Unser Hund ist noch heute dankbar. (sorry, ich weiß es ist nicht witzig). Und ich nahm weiter ab. Es ist dann langsam auch in der Schule aufgefallen und meinen Eltern. Und ich fühlte mich toll!!! Ich fühlte mich leicht und gut!! Jedesmal wenn ich auf die Waage stieg und sie zeigte weniger an, dann bin ich nur so geschwebt.. So ging das dann einige Monate. Bis es meiner Mutter auffiel, das ich so "dünn" geworden bin. DÜNN!!!! *lach* Sie hatte wohl nicht das Fett gesehen, das da noch an mir haftete. Sie meckerte rum.. ich nahm weiter ab. ... Eigentlich dachte ich, das alles "Gut" wird, wenn ich nur endlich nicht mehr fett bin, aber in meiner Familie gab es immer mehr Streit... meinetwegen. UNd weil ich das merkte bestrafte ich mich, und zwar mit Essenentzug. Das wenige was ich noch aß, hab ich gestrichen. Das ging auch eine Weile ganz gut, aber dann überkam mich der Heißhunger... Ich stopfte alles in mich rein. Meine Mutter fuhr extra zum Bäcker, weil ich ihr sagte, das ich solchen Hunger auf Brötchen habe. Sie freute sich, das ich esse... sie freute sich, weil es "alles wieder gut" wird und das ganz ohne Hilfe. Dann fuhr sie zur Arbeit und ich mampfte weiter alles in mich rein, was ich finden konnte. Und dann war es da - das schlechte Gewissen-. Was hab ich getan??? ich werde fett!!! Dann bin ich ins Bad und steckte mir den Finger in den Hals. Es war furchtbar. Mir tränten die Augen, mein Hals brannte und ich dachte meine Gedärme kommen gleich durch meinen Mund nach draußen. Aber das war irgentwann vorbei und ich fiel heulend und erleichtert auf den Boden. Es war toll, das ich das so kontrollieren konnte. Ich kann essen ohne zu zunehmen. So tat ich also meiner Mutter den Gefallen und aß, wenn sie es wollte. Ich wusste ja nun, wie ich es wieder loswerden konnte.
Mittlerweile war ich ca 14 J. und meine Familie merkte absolut nichts davon. ich war schlank. Ich hatte einen Freund und die Anderen mochten mich. An einem Abend war ich bei meinem Freund zu besuch und seine Mutter hatte für uns gekocht. Wir haben zusammen gegessen und viel Spass gehabt. Nach dem Essen bin ich ins Bad, sagte ich wolle mich frisch machen. Ich hab mich übergeben. Als ich die Tür wieder öffnete stand er mit seiner Mutter vor der Tür und sahen mich an. Ich tat so, als wäre alles ok und lächelte sie an und sagte ich müsse sofort los, denn es ist schon spät. Aber sie wollten mich nicht gehen lassen. Sie sahen mich beide so lieb und traurig an... Seine Mutter fragte mich, ob ich gerne mal dadrüber reden mag. Sie sprach so lieb zu mir, das ich meine Sachen fallen lies und anfing zu heulen. Wir redeten dann ziemlich lange dadrüber und ich habe noch nie zuvor davon erzählt. Ich fühlte mich so elendig verdorben und nutzlos, einfach wiederlich. Mein Freund hörte zu und hielt meine Hand. So viel Wärme und Zuneigung hatte ich seit Jahren nicht erlebt. Tja.. seine Mutter hatte in ihrer Jugend Bulimie und sie verstand mich. Sie hörte zu ......
Meine Eltern erfuhren davon, meine Geschwister und irgentwann auch ein Teil der Lehrer und Schüler. Es war furchtbar. Ich hatte das Gefühl alle starren mich an und verachten mich. Ich kam in eine Klinik. Aber soweit möchte ich jetzt nicht ausholen. :-)
Mittlerweile kann ich Gemüse und Obst essen ohne mich zu übergeben. Und!!! Was viel wichtiger ist - ich habe kein schlechtes Gewissen wenn ich das gegessen habe!! Mein Freund wurde mein bester Freund und seine Mutter meine beste Freundin. Ich bin zu hause ausgezogen und lebe in einer Wg mit essgestörrten Frauen. Es war ein langer Weg zu erkennen, das ich auch essgestörrt bin. Manchmal zweifel ich noch darann. *g* Ich bin in Therapie seit dem ich 14 bin. Es tut mir gut. Ich gehe gern dorthin und ich bin heute froh, das man mich "erwischt" hat. Mein Gewicht ist zwar nicht "normal", aber viel besser und stabile als vor einigen Jahren. ich war sehr geschockt, als man mir in der Psychiatrie sagte, das ich hätte sterben können. Ich habe auch heute noch viel zu kämpfen, aber ich weiß wo ich hingehen kann und ich weiß, das ich mich nicht bestrafen muss. ich weiß es und ich fühle es. Ich bestrafe mich nicht mehr. Kotzen tu ich auch nicht mehr. Ich rufe mir Hilfe, wenn ich einen Fressanfall habe und halte es aus. Es ist furchtbar, aber der einzige Weg. Manchmal kann ich mir auch vor einem Fressanfall Hilfe rufen. Ich bin auf dem Weg der "Heilung". Klingt alles toll.... Ich weiß, das ich immer meine Probleme haben werde mit dem Essen. Und alles nur, wegen etwas Eiscreme. Corinna (Mail vom 1.1.2002)