Klinik-/ Krankenhausberichte

Klinik Schwedenstein/ Pulsnitz

Vom 28.8.2001 bis Ende Oktober (7 Wochen) war ich in der Klinik Schwedenstein in Pulsnitz.(bei Dresden) Es ist ein kleiner Ort und die Klinik liegt am Rande des Dorfes. Mein erster Gedanke war, das sie die Verrückten lieber nicht in ihrer Nähe dulden wollten und deshalb so eine Klinik so weit wie möglich "wegzuschieben".

Am Tag der Ankunft musste man zur Information und holte sich dort den Schlüssel für das Zimmer ab und jemand begleitete mich ins Zimmer. Dann sollte ich mich im Schwesternzimmer melden, wo mir gesagt wurde, das eine Mitpatientin meine "Patin" ist und sie mir die Klinik zeigt. Das war dann so gegen Mittag. Es war kaum auszuhalten und ich hatte Angst. Es waren ca. 200 Patienten dort und die ungewohnte Umgebung waren nicht sehr förderlich für mein Wohlbefinden. Aber das ist wohl bei jedem am Anfang so. Ich wollte nur in mein Zimmer um mich auszuruhen. Aber das durfte ich nihct, denn ich sollte zum Mittagessen. Das wollte ich aber nicht, weil ich Angst hatte und keinen sehen wollte. Man bestand darauf, das ich doch in den Speisesaal gehe und esse. Dort waren dann aber auch die besagten restlichen 200 Patienten. In mir kam das Gefühl hoch, in jedem Moment umzukippen. Im Speisaal musste man dann auf einer Liste unterschreiben, damit man nachvollziehen konnte ob ich anwesend war und auch gegessen hatte. Tat man das nicht, so wurde die Bezugstherapeutin darüber informiert. Ein Fernbleiben wurde nicht geduldet, nur mit Ausnahmegenehmigung.

Dann folgte ein Aufnahmegespräch mit der Therapeutin. Im reden bin ich denkbar schlecht und ihr in die Augen zu blicken konnte ich auch nicht. Es viel mir sehr schwer mich zu konzentrieren und konnte ihr somitt nur teilweise folgen. Es sollte dann eine körperliche Untersuchung folgen und dem Moment wollte ich direkt abreisen. In den Gespräch sagte ich ihr, das ich enorme Angst habe vor weißen Kitteln und das ich mich nicht anfassen lasse. Aber die Untersuchung war wichtig. Meine Gedanken rassten, mir wurde schlecht und schwindelig und dann  bin ich in Ohnmacht gefallen, weil die Ärztin doch ihren Kittel angezogen hatte. Wir konnten uns dann darüber einigen, das sie mich abhören durfte, ich mich aber auf keinen Fall ausziehen werde. Sie sagte mir, das sie wegen meinem SVV den Körper sehen wolle. Das ließ ich nihct zu, aber ich zeigte ihr die Unterschenkel, weilich da nur meine Hosenbeine hochkrempeln musste. Ich fragte mich, ob das hier alles tatsächlich einen Sinn machen sollte.

Es gab verschiedene Stationen und ich war Station 6a und somit auf der "Borderline-Station". Für de Station gab es einen separaten Gruppenraum. Dort finden die Gruppengespräche statt und meist Abends trafen sich dort alle zum quatschen. Die ersten Tage ging ich lediglich zu den Mahlzeiten aus meinem Zimmer, woraufhin meine Therapeutin mir sagte, das ich mich mehr integrieren sollte und Abends in den Gruppenraum gehen (muss,soll) kann. Dazu entschloß ich mich auch irgentwann. Nach einer Weile fand ich auch Anschluss an der Gruppe.

Die Therapiegespräche finden 1mal pro Woche statt, was ich als sehr wenig ansehe. es ist schließlich eine Spezialklinik und der aufenthalt ist relativ kurz. Um in einer so knappen zeit Veränderungen zu schaffen, sollte man meinen, das mehrere Gespräche notwendig sind. Wars aber nicht.  Natürlich konnte man sich jederzeit an das Personal wenden und im Notfall konnte man auch den diensthabenden Arzt/Ärztin sprechen. Das Personal war legere gekleidet, d. h. es gab dort keine weißen Kittel. Nachts hatte für alle Stationen nur eine Schwester Dienst. Zu den Mahlzeiten befand sich niemand im Schwesternzimmern. Und bei Schichtwechsel durfte man nicht stören. Also egal wie es dir geht, wenn es kein geeigneter Zeitpunkt für die Schwestern ist, dann musste man schon großes Glück haben, das dir jemand hilft. So viel zum Thema "Sie können sich jederzeit ans Personal wenden". So kam es auch, das ich mich ga rnicht dort meldete, weil ich ständig das Gefühl hatte ich störe sie. Das wiederum fand meine Therapeutin absolut nicht gut und ich wurde dazu verdonnert mich 2mal am Tag bei der Schwester zu melden und sollte mich unterhalten. Das tat ich dann auch, aber wir redeten eigentlich nicht, wir tranken nur Tee. Ich begreife wirklich nicht, dass das mein Befinden besser kann. Nach einer Woche Aufenthalt wurde ich zum "Motivationsurlaub" nach hause geschickt. ich hatte eine Woche Zeit mir darüber klar zu werden ob ich motiviert genug bin um diese Therapie zu machen. Wenn man nicht 100%ig sagt, "Dies oder jenes will ich ändern und ich tu alles dafür", tja dann wurde man rausgeschmissen. Leider ist es nunmal so, das man an manchen Tagen weniger Kraft hat das durchzustehen und anfängt zu zweifeln, da sollte man doch vom Therapeuten aufbauende und unterstützende Hilfe erwarten. Das haben sie anscheinend anders gesehen. Wenn man nicht derer Meinung war, konnte es vorkommen, das sie einen in das sogenannte "I-Zimmer" steckten. das ist ein Isolierzimmer. Das bedeutet, das man über Nacht dort bleiben musste und nur zu den Mahlzeiten raus durfte.

Es gibt dort verschiedene Gruppen zu denen man erscheinen musste. z. B.

  • Biofeedback
  • Einzeltherapie
  • Entspannungsverfahren
  • Imaginative Verfahren
  • Interaktionelle Gruppentherapie
  • Klang-/Maskertherapie
  • Körperpsychotherapie
  • Kunst- und Gestaltungstherapie
  • Physikalische Therapie
  • Verhaltensorientierte Gruppen 

In der Verhaltensorientierten Gruppe wurde z. B. über Nähe-Distanz, Gefühle geredet. Man wurde ausdrücklich darauf hingewiesen in den einzelnen Gruppen niemals über traumatische Erlebnisse zu sprechen. Das war verboten. Zu der Zeit als ich dort, befanden sich 8 Pat. in meiner Gruppe und der überwiegende Teil hat Missbrauch, oder Vergewaltigung überlebt. Diese Patienten mussten aber ihre Angst, Wut und auch die Erinnerungen draußen lassen. In der Gruppe ist kein Platz dafür. Man hatte die Möglichkeit mit seiner Therapeutin über soetwas reden. Ich frag mich noch immer, wie man innerhalb einer Stunde und nur 1mal pro Woche über solche Traumata hinwegkommen soll. In dieser Gruppe musste man ansprechen, wenn man sich selbst verletzt hat, oder erbrochen hat oder sogar, wenn man dissoziiert hat. Diese Dinge waren natürlich verboten. Ja ihr lest richtig - dissoziieren ist verboten-. Da komm ich zu der Frage, wie Patienten, die eine Dissoziative Identitätsstörung haben, und davon gab es einige, wie sollten sie amit aufhören???? Damit man auch nicht in sein Verhaltensmuster fällt musste man darüber einen Vertrag schreiben. Den sogenannten "Non-Selbstschädigungsvertrag", oder "Non-Dissoziationsvertrage" oder auch einen "Non-Alkohol, Drogen oder Zigaretten-Vertrag". Dieser umfasste mehrere Seiten und wenn die Therapeutin der Meinung war, das er zu kurz ist, dann musste man alles neu schreiben. Wenn man dann doch in sein altes Verhaltensmuster fällt, also einen Rückfall hat, hatte man die Pflicht sich innerhalb von 24 Std. bei der Schwester zu melden und dies anzugeben. Und man musste darüber in der Gruppe sprechen. Ich habe Bulimie und durfte natürlich nicht kotzen. Ich tat das trotzdem und sagte, mit Ausnahme einmal, niemals das ich mich übergeben hatte. Sonst hätte ich sicher während des gesamten Aufenthalts nichts anderes getan als Buße für mein Vergehen zu tun und Rückfallprotokolle zu schreiben. Diese Protokolle waren natürlich auch Pflicht und umfassten ebenso mehrere Seiten. Bei besserer Patientenbeobachtung wäre schon nach einem tag aufgefallen, das ich unmengen an Essen in mich reinschaufelte und bei bekannter Bulimie heißt das, das ich mich übergeben werde. Das Motto lautete auch "wir sind keine Psychiatrie und kümmern uns deshalb nicht ausgibieg um die Patienten". Dazu muss ich noch sagen, das ich die Bulimie nicht therapieren wollte und auch deswegen nicht enttäuscht bin, das sie mir nicht helfen konnten. Bei besagtem Rückfall musste man auch im nächsten Therapeutengespräch darüber reden und zwar meist 45 min, das wiederum bedeutet, das du mal wieder nicht über dein Trauma reden konntest oder durftest. Im großen und ganzen war man mit seinen Problemen auf sich selbst gestellt.

 

Einrichtung etc.

Es ist sehr sauber dort. Die Zimmer werden einmal die Woche gereinigt, fürs Bett ist man selbst verantwortlich. Es sind, mit Aushame auf der Station für Eßgestörrte, ausschließlich Einzelzimmer. Mit Duche, WC und Telefon. Telefon ist allersings sehr teuer. Es gibt 2 Fehrnsehräume, eine Sporthallte, Schwimmbad und Sauna. Auch einen Fitnessraum, der ist aber ca 2x3 Meter oder sogar kleiner. Die Klinik wird an den Eingängen Videoüberwacht und ist von 22 Uhr bis 6 Uhr verschlossen. Aufstehen musste man um 7 Uhr, um 8 ist Frühstück und anschließend Gruppe. Rauchen, Alkohol, Drogen sind auf dem Zimmer verboten. Alkohol und Drogen sind generell verboten, aber rauchen durfte man draußen in einer kleinen Hütte. Das rauchen ansich musste auch mit der Therapeutin bebsprochen werden und es kann sein, das sie dir das Rauchen verbieten, oder z. B. nur 4 Zigaretten erlaubten. Besuch durfte nicht in den Zimmern übernachten. Dieses Verbot wurde allerdings von so gut jedem missachtet. Man konnte sich fürs Wochenende auch beurlauben lassen um nach hause zu fahren. Die Klinik liegt sehr ruhig und es gab Wanderwege. Also Natur und Langeweile. Desden ist nicht so weit entfernt, aber der Bahnhof schon. Einkausmöglichkeiten (Aldi, Rewe) sind vorhanden aber auch relativ fern. Ich würde sagen, es ist ganz nett da.

 

So, abschließend kann ich sagen, das mir der Aufenthalt nichts gebracht hat und ich sehr enttäuscht war, das man absolut nie die wirkliche Chance hatte über mir persönliches zu sprechen. Vielleicht ist das auch mein Fehler. Ich hätte mich ja den Anderen sprichwörtlich aufzwingen können. Es besteht die Möglichkeit eine intervalltherapie zu machen. das heisst das man nach 1 oder zwei Jahren wieder zurückkehren kann. Einige Patienten taten das auch und waren zum teil zum 4 oder 5 mal dort. Ich denke, der Erfolg der Therapie ist auch von Krankheitsbild zu Krankheitsbild verschieden. Wichtig zu erwähnen ist, das es auch eine Traumastation gibt. Borderliner, die traumatische Erlebnisse hatten konnte unter bestimmten Umständen auch dorthin wechseln. Am Ende blieb eine neue Erfahrung, auf die ich auch verzichten könnte, aber auch gute Freunde. Ich habe mich entschieden niewieder dort hinzufahren. Ich habe mich sehr oft einsam und unverstanden gefühlt, hatte Angst. Wie gesagt ist Nachts nur eine Schwester da und wenn du Probleme hast, z. B. einen Flashback, dann konnte man zwar zur Schwester gehen, aber wenn ein anderer Patient grad dort ist, musst du warten und das konnte dauern. Also, wenn es dir akut sehr schlecht ging, dann kommt es vor, das du mit deinem Problem warten musst. Praktisch "sieh zu wie du klar kommst".



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